Viszerales Schluckmuster: Schnittstelle zwischen Logopädie und Zahnmedizin
Etwa 2.000 Mal am Tag schlucken wir Speichel oder Nahrung. Ein Vorgang, der völlig selbstständig läuft, ohne dass wir groß darüber nachdenken.
Doch was passiert beim Schlucken genau?
Schlucken ist ein komplexer Vorgang, der aus mehreren Schritten besteht und eng mit der Atmung verbunden ist. Der Vorgang beginnt damit, dass der Mund und die Zunge die Nahrung zerkleinern und zu einem sogenannten Bolus formen, der dann im Rachenbereich platziert wird. Er wird von dort durch eine koordinierte Muskelbewegung des Rachenraums und der oberen Speiseröhrenmuskulatur in die Speiseröhre befördert. Während dieses Vorgangs wird der Eingang zum Kehlkopf durch den Kehldeckel (Epiglottis) verschlossen, um zu verhindern, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangen (Aspiration).
Anschließend wird der Bolus durch Wellenbewegungen der Muskulatur der Speiseröhre zum Magen transportiert. Während des Schluckvorgangs sind sowohl das parasympathische als auch das sympathische Nervensystem beteiligt, um die Bewegung der Muskeln in der richtigen Reihenfolge zu koordinieren und den Eingang zum Kehlkopf während des Schluckens zu schließen. Das Schlucken erfolgt normalerweise automatisch und unbewusst.
Was bedeutet „viszerales Schluckmuster“?
Beim viszeralen Schluckmuster drückt die Zunge beim Schlucken anstatt an den Gaumen gegen oder zwischen die Schneidezähne. Bei täglich 2.000 Mal Schlucken wirken über die Jahre enorme Kräfte auf die Zähne, welche Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen hervorrufen können. Dies sollte von Zahnärzten und Kieferorthopäden diagnostiziert werden.
Bei der logopädischen Behandlung des viszeralen Schluckmusters wird an Kraft, Koordination und Wahrnehmung der Zunge gearbeitet sowie an dem korrekten Schlucken. Bei frühzeitiger Intervention kann eine langjährige kieferorthopädische Behandlung verkürzt oder sogar vermieden werden. Bei Nichtbehandlung besteht die Gefahr, dass sich die Zähne nach dem Entfernen der Zahnspange wieder verschieben. Eine ausführliche Anamnese, Aufklärung, Prävention sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit sind hierbei sehr wichtig.