Kinesio-Tape in der Logopädie
Aus dem Sport sind die farbenfrohen Tapes, die auf dem Körper kleben, inzwischen ein vertrautes Bild. Physiotherapeuten, Ärzte und Sporttherapeuten wenden die elastischen Bänder an, um Schmerzen zu reduzieren und den Stoffwechsel anzuregen. Dass Kinesio-Tapes auch in der Logopädie erfolgreich zum Einsatz kommen, ist bislang wenig bekannt.
1973 entwickelte der japanische Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase ein spezielles Pflaster und eine Methodik für dessen Anwendung zur Behandlung von Gelenkbeschwerden. Es entstand ein selbst klebendes, dehnbares Klebeband, dessen Nutzung sich im asiatischen Raum schnell verbreitete.
Wie wirken Kinesio-Tapes?
Unsere Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und umgibt ihn wie eine Schutzhülle. Äußere Einflüsse und Wahrnehmungen werden direkt nach innen weitergeleitet und verarbeitet. Durch die spezielle Anlagetechnik des Kinesio-Tapes lässt sich gezielt Einfluss auf den Körper und seine Informationen nehmen. So bestimmt auch die Anlagetechnik die genaue Wirkweise. Das Tape hebt die oberste Hautschicht an, wodurch die Hautrezeptoren, Lymph- und Kapillargefäße aktiviert und gedehnt werden. Der Stoffwechsel im Gewebe wird erhöht und die Strukturen werden optimal versorgt. Muskeln können besser arbeiten und Entzündungen schneller abheilen. Um keine Überreaktionen zu provozieren, sollten nie zu viele Tapes gleichzeitig aufgeklebt werden.
Kinesio-Tape ist in unterschiedlichen Farben erhältlich. Die kinesiologische Farblehre orientiert sich an der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), in der davon ausgegangen wird, dass jede Farbe ihre eigene energetische Wirkung hat. Beispielsweise steht Rot für das Element Feuer und symbolisiert Wärme. Rote, pinke und orange Tapes gelten deshalb als anregend und aktivierend. Beige und gelbe Tapes sind glücksbringend und positiv. Und grüne Tapes haben eine harmonisierende Wirkung. Oft werden auch unterschiedliche Farben kombiniert oder wir lassen – insbesondere unsere kleinen – Patientinnen und Patienten die Farben selbst aussuchen, denn dann fühlen sie sich mit ihnen am wohlsten.
Kinesio-Tapes in der logopädischen Therapie
Therapiebegleitend können die verschiedenen Tape-Anlagen zur Verbesserung der Haltung und Aufrichtung, zur Atemunterstützung, aber auch zur Wahrnehmungsförderung im Gesicht eingesetzt werden. Sie können hilfreich für Kinder und Erwachsene mit Mundatmung, Zungenvorverlagerungen, Zähneknirschen, Stimm- und Schluckstörungen, Lähmungen oder Schmerzen und Neuralgien sein.
Bei myofunktionellen Störungen wie einem offenen Mund oder einer zu geringen Spannung in der Muskulatur des Mundes lernen die Betroffenen mithilfe der Tapes, ihre Gesichtsmuskulatur gezielt anzusteuern und einzusetzen. So lassen sich die Atmung durch den Mund oder fehlerhaftes Schlucken gegen die Frontzähne erfolgreich verbessern. Durch die Anlage der Tapes im Schulter- und Halsbereich lassen sich verspannte Muskeln lockern – eine ideale Ergänzung zu Stimm- und Atemübungen. Auch bei Schlaganfällen oder Lähmungen kommen die Tapes zum Einsatz, denn selbst wenn die Patientin oder der Patient selbst nicht aktiv in der Lage sind, Muskeln zu bewegen, profitieren sie von der passiven Unterstützung. Beispielsweise können hängende Mundwinkel hochgezogen und der Mundschluss unterstützt werden. Während Anlagen zum Beispiel auf dem Rücken so lang getragen werden können, wie sie halten, werden Gesichtsanlagen meist nach der Therapie entfernt, da die Spürinformationen in diesem Bereich sehr intensiv sind.