Morbus Parkinson und Logopädie

Was ist M. Parkinson?

M. Parkinson (auch Idiopathisches Parkinson-Syndrom genannt) ist, nach den Demenzerkrankungen, die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. M. Parkinson kennzeichnet sich durch vier typische Kardinalsymptome: Rigor (Muskelsteife), der Tremor (Muskelzittern), die Bradykinese bzw. Akinese (Bewegungsverarmung bzw. Bewegungsarmut) sowie posturale Instabilität (Haltungsinstabilität). Im Verlauf der Erkrankung können weitere Symptome wie z. B. Konzentrationsstörungen, Sprechstörungen, Schluckstörungen sowie psychische Störungen auftreten. Für die Betroffenen ist eine Erkrankung mit dem IPS häufig mit Funktionseinschränkungen, dem Verlust von Lebensqualität und Abhängigkeit verbunden.

Wie entsteht M. Parkinson? Wie äußert sich die Krankheit logopädisch?

Die genauen Entstehungsmechanismen sind beim M. Parkinson auch heute noch nicht hinreichend geklärt. Früher gingen Forscherinnen und Forscher davon aus, dass lediglich die Basalganglien, ein Teil des Gehirns, welcher motorische Programme abstimmt und auswählt, von der Degeneration, also dem Untergang von Neuronen, betroffen waren. In Studien fand man jedoch heraus, dass die Degeneration bereits im Hirnstamm beginnt und sich von dort aus weiter bis hin ins Großhirn ausbreitet. Allerdings treten die bereits genannten Kardinalsymptome erst dann auf, wenn der neuronale Untergang in der Substantia nigra (einem Teil der Basalganglien) bereits begonnen hat, da dieser Untergang zu einem Dopaminmangel führt, welcher in Konsequenz Bewegungsabläufe empfindlich stört. M. Parkinson äußert sich also dementsprechend darin, dass Betroffene Bewegungen nicht mehr optimal ausführen können. Es kommt z. B. zum bekannten Tremor in der Hand, also dem Zittern der Hand, wenn eine Bewegung ausgeführt wird. Dieser Pathomechanismus lässt sich im Prinzip auf alle Bewegungsabläufe übertragen.

Bei M. Parkinson kommt es nicht selten auch zu Einschränkungen beim Schlucken, Sprechen und bei der Stimmgebung. Auch diese Einschränkungen sind auf den neuronalen Untergang und den daraus entstehenden Dopaminmangel in den Basalganglien zurückzuführen. Daraus resultieren dann u. a. eine verringerte artikulatorische Präzision, d. h. der oder die Betroffene spricht verwaschen, nuschelig und ungenau. Darüber hinaus ist die Dynamikbreite eingeschränkt, d. h. der oder die Betroffene spricht häufig sehr leise. Außerdem ist die Stimmqualität oft reduziert. Die Stimme klingt behaucht, rau oder heiser. Vereinfacht gesagt sind alle genannten Symptome ein Produkt der Bewegungsverarmung aufgrund des neuronalen Untergangs in der Substantia nigra.

Gleiches gilt für die dysphagie-typischen Symptome bei M. Parkinson. Nicht selten leiden Parkinson-Patientinnen und -Patienten unter einer reduzierten Zungenbeweglichkeit, -kraft und -koordination sowie einer verzögerten Auslösung des Schluckreflexes. Insbesondere die verzögerte Auslösung eines Schlucks kann schwerwiegende Folgen wie Aspiration (Verschlucken) nach sich ziehen. Auch diese Symptome sind eine Folge der gestörten zentralen Bewegungssteuerung in den Basalganglien.

Wie läuft die logopädische Therapie bei M. Parkinson ab?

Nach der Diagnosestellung sollten Betroffene so schnell wie möglich in logopädische Behandlung überwiesen werden. Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten zur Einschätzung der Therapieschwerpunkte. Darüber hinaus werden gemeinsam Therapieziele definiert. Im Anschluss erfolgt eine ausführliche Diagnostik.

Ein beliebtes und standardisiertes Diagnostikinstrument zur Einschätzung der Dysarthrophonie bei M. Parkinson ist das Frenchay-Dysarthrie-Assessment (FDA). Der Frenchay deckt alle für die Dysarthrie relevanten Bereiche ab. Durch verschiedene Aufgaben für das Sprechen, Atmen, für die Stimme und die Kommunikation kann am Ende eine detaillierte Behandlungsplanung erfolgen. Mit Hinblick auf die Dysphagie erfolgt ebenfalls eine ausführliche klinische Schluckuntersuchung. Hierbei werden alle schluckrelevanten anatomischen Strukturen im Ruhezustand beobachtet und auf ihre willkürlichen Bewegungen überprüft. Darüber hinaus werden auch Schluckversuche durchgeführt, um darauf aufbauend die Schlucktherapie zu gestalten.

Manchmal kann es auch sinnvoll sein, dass neben einer klinischen Diagnostik eine apparative Diagnostik hinzugezogen wird. Dies kann z. B. durch eine Fiberendoskopische Evaluation des Schluckaktes (FEES) geschehen. Die FEES ermöglicht mithilfe eines Nasenendoskops die Darstellung der anatomischen Strukturen, die beim Schlucken beeinträchtigt sein können. Durch eine FEES-Diagnostik ist eine gezieltere Behandlungsplanung möglich. Im Anschluss an die abgeschlossene Diagnostik startet dann die individuell angepasste Therapie.

Welche Übungen können helfen? Wie sieht die logopädische Therapie aus?

Gezielte Übungen zur Stimmlautstärke können helfen, die Bewegungsamplituden der sprechrelevanten Organe zu vergrößern, d. h. gezieltes Lautstärketraining verbessert nicht nur die Sprechlautstärke selbst, sondern auch die Stimmqualität, die Artikulation und die Kommunikation. Das Therapiekonzept LSVT® LOUD arbeitet genau nach diesem Wirkungsprinzip. Auch bei uns in der Praxis finden Sie ausgebildete LSVT® LOUD Therapeutinnen und Therapeuten.

Im Bereich der Dysphagie können Übungen zur Kräftigung der Zungen-, Wangen- und Lippenmuskulatur sowie Kräftigungsübungen für die Muskulatur des Kehlkopfes sinnvoll sein. Zusätzlich bietet es sich aber auch an, Kompensationsstrategien wie beispielsweise eine Haltungsänderung bei der Nahrungsaufnahme mit der Patientin oder dem Patienten zu erarbeiten oder eine Kostanpassung in Rücksprache mit den Betroffenen vorzunehmen. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der logopädischen Therapie ist die Beratung und Aufklärung der Betroffenen. Da M. Parkinson eine neurodegenerative, also nicht heilbare, Erkrankung ist, liegt die Hauptaufgabe der Logopädinnen und Logopäden darin, den Status quo so lange es geht, aufrechtzuerhalten. Oberstes Ziel der Therapie ist immer eine maximale Lebensqualität für die Betroffenen zu ermöglichen und die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie die Kommunikationsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, um mehr über die Behandlungsmöglichkeiten zu erfahren.

Ihr Expertenteam zum Thema

Ihr Expertenteam zum Thema Morbus Parkinson und Logopädie

Ihr Expertenteam in Sachen Therapie

Unsere Therapeuten sind bei allen Fragen rund um die verschiedenen Therapiemöglichkeiten der Logopädie für Sie da. Wir freuen uns auf Ihren Anruf!

Lernen Sie uns kennen