Transident

Transidentität oder Transgender bedeutet, dass die Betroffenen sich “dem anderen Geschlecht zugehörig” fühlen. Sie leben wie das andere Geschlecht und streben danach, sich auch körperlich diesem möglichst anzunähern.
Wir haben in den letzten Jahren einige MzF-Transidenten auf dem Weg zur weiblichen Stimme begleitet und freuen uns über diese Aufgabe. Für uns ist entscheidend, dass sich die weibliche Stimme nicht nur über die Tonhöhe definiert, sondern sich viel mehr aus einem Zusammenspiel von Sprechmelodie, Timbre, Resonanz, Wortwahl, Aussprache und Körpersprache zusammensetzt.
Es gibt nicht viele Praxen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Besonders wichtig in der Zusammenarbeit ist der offene, respektvolle und vertrauensvolle Umgang zwischen Patient und Therapeut! Eine interdisziplinäre Kooperation mit weiteren Therapeuten und Ärzten ist für den Erfolg der logopädischen Therapie sehr wünschenswert.
Auch der Bereich Coaching kann für Sie in der weiterführenden Therapie interessant sein.

Warum sollte ich im Rahmen meiner Transition eine logopädische Stimmtherapie durchführen?

Ein wesentliches Merkmal, um von der Umwelt als Frau oder Mann wahrgenommen zu werden, ist die Stimme. Optische Merkmale wie etwa die Frisur, die Kleidung oder die Gestik können häufig schnell angepasst werden. Durch ihre Stimme werden die MzF-Transidenten jedoch meistens “entlarvt”, weil diese nicht zum äußeren Erscheinungsbild passt. Dies wird von den betroffenen Frauen oft als sehr belastend empfunden und auch als die größte Schwierigkeit dargestellt. In der Therapie können wir gemeinsam daran arbeiten, den Stimmklang der äußeren Erscheinung anzupassen. Bei FzM-Transidenten besteht dieses Problem meistens nicht, da ihre Stimme mit der Einnahme männlicher Hormone tiefer wird.

Wie bekomme ich eine Verordnung für die logopädische Stimmtherapie?

Um eine Verordnung zu erlangen, wenden Sie sich am besten an einen Hals-, Nasen-, Ohren Arzt oder einen Phoniater. Die Fachärzte können Sie auf Ihrem Weg der stimmlichen Veränderung besonders gut begleiten und gezielte Stimmfeldanalysen durchführen. Ihr Hausarzt kann ebenfalls eine Verordnung ausstellen.

Wie lange dauert eine Therapieeinheit und welche Kosten erwarten mich?

In der Regel empfiehlt sich die Stimmtherapie einmal wöchentlich über 45 Minuten durchzuführen. Eine Therapieeinheit über 30 oder 60 Minuten ist jedoch ebenfalls möglich und wird gegebenenfalls Ihren Bedürfnissen angepasst. Ab Vollendung des 18. Lebensjahres müssen Sie hierfür eine Zuzahlung von rund 10 % des Rezeptpreises und 10 € Rezeptgebühr leisten. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie telefonisch vorab auf Nachfrage oder in Ihrer ersten Einheit bei uns.
Sollten Sie aufgrund einer chronischen Erkrankung oder eines geringen Einkommens eine Zuzahlungsbefreiungskarte besitzen, entfallen diese Kosten.

Zu welchem Zeitpunkt meiner Transition kann ich mit der Stimmtherapie beginnen?

Bei dem Zeitpunkt des Beginns gibt es kein Richtig oder Falsch. Diese Entscheidung ist jedem selbst überlassen. Manche PatientInnen möchten den Fokus zunächst auf die äußerlichen Veränderungen legen und sich dann auf die Stimme konzentrieren. Bei Anderen ist es genau andersherum. Da die Veränderung des Stimmklangs insgesamt sehr langwierig ist, empfiehlt es sich mit der Therapie zu beginnen, sobald Sie sich dafür bereit fühlen. Dies ist völlig unabhängig davon, wie weit Ihre Transition schon fortgeschritten ist.

Bewirkt die Einnahme von Hormonen eine Stimmklangveränderung?

In der Regel bewirkt die Einnahme von Östrogenen keine oder nur eine geringe Veränderung des Stimmklangs. Dennoch kann es die Stimmtherapie positiv beeinflussen, da sich die Muskelmasse auf Stimmbandebene etwas reduzieren kann und das Gewebe weicher wird. Bei der FzM-Transition hingegen bewirkt das Testosteron einen großen Unterschied, sodass hier eine weitere Stimmtherapie oft nicht erforderlich ist.

Was sind die Vorteile der Stimmtherapie gegenüber einer Stimmbandoperation?

So wie jede Operation birgt auch eine Stimmbandoperation einige Risiken und bietet keine Garantie. Dauerhafte Schädigungen der Stimme sowie Einschränkungen der Ruf- und Singfunktion sind möglich. Sie kann sogar zu einer Vertiefung bzw. einer Verschlechterung der Stimme führen. Eine Stimmtherapie hingegen ist eine risikofreie und gute Methode, um die Stimme femininer zu gestalten. Die Patientin kann die genaue Stimmklangveränderung präzisier gestalten und den eigenen individuellen Bedürfnissen anpassen.
Auch wenn Sie sich für eine Operation entscheiden, ist eine anschließende Stimmtherapie dringend zu empfehlen, um die Stimmtechnik der neuen Anatomie anzupassen.

Was sind die Ziele der Therapie?

  • eine authentische und höhere Sprechstimme zu erlangen
  • die Stimme heller und weicher klingen zu lassen
  • einen sicheren und gesunden Stimmumgang zu trainieren
  • die Ausdrucksweise und die Betonung zu verweiblichen
  • den Stimmklang und das Erscheinungsbild in Einklang zu bringen

Wie kann ich mir die Durchführung der Therapie vorstellen?

Innerhalb der Therapie werden verschiedene Übungen durchgeführt, welche den Umgang mit der eigenen Stimme verbessern sollen. Neben der Stimmerhöhung ist auch der Einbezug von Sprechmelodie, Resonanzräumen, Wortwahl, Aussprache und Körpersprache unumgänglich. Das Zusammenspiel dieser Bereiche definiert die weibliche Stimme. Um dies zu erlernen, baut sich die Therapie schrittweise aufeinander auf. Der genaue Ablauf wird auf die individuellen Fertigkeiten der Patientin angepasst. In der Regel wird die Stimmnutzung zunächst auf einzelnen Tönen und verschiedenen Lauten trainiert. Wenn dies gut gelingt, wird das Erlernte auf Wörter und Sätze übertragen. Hierbei können dann immer mehr der aufgezählten Punkte einbezogen werden. Abschließend steht dann der Transfer in die Spontansprache und den Alltag im Fokus.

Wie lange ist der Prozess der Stimmerhöhung im Rahmen der logopädischen Therapie?

Der Weg zu einer weiblichen Stimme ist sehr unterschiedlich und individuell. Hierbei spielen die anatomischen Gegebenheiten, die stimmlichen Fähigkeiten sowie die eigene Motivation eine entscheidenen Rolle. Insgesamt ist die Verweiblichung der Stimme zeitintensiv und langwierig. Die Bereitschaft für ein häusliches Üben kann zu schnelleren Erfolgen führen und ist dadurch sehr wichtig. Je nachdem, wann man mit dem eigenen Stimmklang zufrieden ist, kann die Behandlungsdauer zwischen wenigen Monaten bis hin zu wenigen Jahren variieren.

Ihr Expertenteam zum Thema

Ihr Expertenteam zum Thema Transident

Ihr Expertenteam in Sachen Therapie

Unsere Therapeuten sind bei allen Fragen rund um die verschiedenen Therapiemöglichkeiten der Logopädie für Sie da. Wir freuen uns auf Ihren Anruf!

Lernen Sie uns kennen