Aktuelles \\ 7. April 2022

Sind Quetschies sinnvoll für kleine Kinder?

Ein schneller und gesunder Snack zwischendurch, den Kin­der ohne Hilfe essen können – diese Versprechen scheinen Quetschies zu erfüllen. Aber sind die Pürees aus dem Plastikquetschbeutel tatsächlich so gesund? Und was spricht aus logopädischer Sicht dafür oder dagegen? Wir haben die kleinen bunten Beutel genauer unter die Lupe genommen.

Quetschbeutel sind kleine, weiche Plastikbeutel, die mit püriertem Obst, Gemüse oder auch Milchprodukten wie Joghurt und Pudding gefüllt sind. Die großen Vorteile: Kinder können sie selbst festhalten und den Inhalt heraussaugen, die Hände bleiben sauber und es wird nichts verschmiert. Sie werden mit einem Schraubverschluss verschlossen – Reste sind sauber verstaut und können später aufgegessen werden.

Zuckerhaltig und süß

Die Werbung verkauft uns die bunten Beutel als praktischen, gesunden Snack für zwischendurch – schließlich bestehen sie ja meist nur aus Obst. Doch im Fruchtpüree steckt auch viel Fruchtzucker. Dieser ist zwar natürlichen Ursprungs, wird aber genau wie Industriezucker in der Leber zu Fett umgewandelt. Hersteller von Quetschies setzen zusätzlich oft Fruchtzucker und Fruchtsäfte zu, um die Breie noch süßer zu machen. Ein Blick auf die Nährwerttabelle der bunten Tüten lohnt sich: Nicht selten steckt in einem Quetschie mehr Zucker als in Cola. Sie sollten in der Ernährung des Kindes daher immer als Süßigkeit und nicht als gesunder Snack gewertet werden. Ein weiterer Nachteil: Der flüssige Brei wandert schneller in den Darm des Kindes als gekautes Obst oder Gemüse. Das kann zu Magen-Darm-Beschwerden führen, da der Magen darauf nicht eingestellt ist. Die Öffnung der Quetschbeutel ist so konstruiert, dass sie zum Saugen verleitet. Durch das Saugen und Nuckeln kommt die zuckerhaltige Nahrung lange mit den Zähnen in Kontakt, kann den Zahnschmelz angreifen und Karies begünstigen. Daher wird auf einigen Packungen auf eine regelmäßige Zahnhygiene hingewiesen.

Quetschies aus logopädischer Sicht

Häufiges Nuckeln an Trinkflaschen oder Quetschbeuteln steht außerdem im Verdacht, Sprachstörungen bei Kindern zu begünstigen. Um Laute bilden zu können, müssen die Muskeln in Lippen, Zunge und Wangen präzise und koordiniert miteinander arbeiten. Durch Nuckeln und Saugen werden diese Muskeln nicht gefordert. Essen mit dem Löffel und Kauen von Nahrung trainiert dagegen Muskeln und die Motorik, also die Beweglichkeit, von Mund und Zunge. So werden die besten Voraussetzungen geschaffen, um Sprechen zu lernen.

Durch bewusstes Löffeln und Kauen stellt sich bei Kindern ein Sättigungseffekt ein. So kann Übergewicht vermieden werden. Und nicht zu vergessen: die haptische, visuelle und geschmackliche Erfahrung, die Kinder machen können, wenn sie unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten einzeln und unpüriert kennenlernen dürfen. In einem Brei lässt sich der Geschmack eines einzelnen Obsts nicht mehr herausschmecken. Kinder lernen nicht, wie sich eine Erdbeere anfühlt, wie sie riecht und schmeckt.

Der Vorteil, dass Kinder Quetschies alleine essen können, ist auch gleichzeitig ein großer Nachteil: Essen hat auch immer eine soziale Komponente und ist miteinander am schönsten. Nützen Sie gemeinsame Mahlzeiten zur Kommunikation mit Ihrem Kind – auch das fördert die Sprachentwicklung und die Freude am Sprechen.

Alternativen zu Quetschies

Frisches saisonales Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, vom Wochenmarkt oder vom Hofladen aus der Region ist immer die beste Alternative zu Fruchtpüree aus der Tüte. Wer auf Brei zurückgreifen möchte, für den empfehlen sich pure Obstbreie aus dem Glas zum Löffeln als kostengünstige, nachhaltige Alternative, die weniger Müll erzeugt als die Plastikbeutel. Eine weitere nachhaltige Alternative sind wiederbefüllbare Quetschies, die mit selbst gemachtem Brei befüllt und nach Gebrauch einfach mit Wasser und Spülmittel gereinigt werden können.